Rosali „COVID19 – Think Different“
Artikel auf http://www.en-a.de/ Ressort: Kunst, Kultur und Musik
Kunst in Zeiten der Pandemie
Traben-Trabach, 17.12.2021 [ENA]
RosaLi, eine Künstlerin mit maximalen Zielen und Idealen, musste sich den irdischen Infekten strecken:
Leicht erhöhte Temperatur, Kratzen im Hals, Müdigkeit, Symptome einer körperlichen Schwachphase. Die
Schonreaktionen aus der Vergangenheit funktionierten nicht mehr. Höchste Alarmstufen verlangten nach
Klärung und einem Befund. – Der Covid19-Test ist positiv.- Quarantäne ist die Folge.
Statt zu resignieren, nutzt sie die Ruhe zur intensiven Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen
Verwerfungen. Wenn die Künstlerin wieder in die Balance kommen möchte, hilft meist die Staffelei.
Entstanden ist ein Werk im Format 100cmx100cm mit dem Titel *COVID 19 – Think Different*. Die
Fertigstellung 07.12.2021 Acryl auf Leinwand.
„Inspiriert zu diesem Werk haben mich die eklatanten Probleme unserer Zeit in der Corona-Krise.
Tagesaktuelle Probleme mit Organisation der Impfkampagnen, Transportation der wichtigsten Botschaften
seitens der Politik & Medizin, Zusammenhalt der Gesellschaft versus Spaltung, Voraussicht und Strategie,
die Sicherheit statt Panikmache in wirtschaftlichen und privaten Prozessen vermittelt und der Umgang mit
der Geschwindigkeit im Kampf mit einem pandemischen Virus haben mich beschäftigt,“ so die Künstlerin.
Ihr „Unternehmerinnenblut“ sucht ständig nach Lösungen, was auch im künstlerischen Schaffen Ausbruch
findet. „Bei der Beobachtung der Entwicklungen stellte sich mir die Frage, welche Ausnahmepersönlichkeit
der Geschichte hätte ich gewählt, um diese Krise (eventuell besser) zu managen und was können wir
(möglichst schnell) lernen?“ Ihre Wahl fiel auf Steve Jobs. Revolutionär und Visionär (1955 – 2011),
ehemaliger CEO von Apple, der mit seinen Innovationen die Welt verändert hat und die „Geschwindigkeit“
in der Informationswelt epochal gesteigert hat. Geschwindigkeit – ein Wettlauf gegen die Pandemie-Zeit,
ein Hase-Igel-Spiel. Steve Jobs, weil seine Lebensleistung gekennzeichnet war durch: – Freiheit im Geiste,
visionäre Voraussicht.
Als weiteres dominantes Bildelement winden sich Schlangen (oder auch Nattern?). Das Ur-Symbol der
Heilkunde/Heilkraft (Äskulapstab“) – im historischen Rückblick wurden aus Schlangen Pharmaka bereitet –
Schlangen standen von jeher für Tugenden von Ärzten, Apothekern und Vorzüge der Medizin –
blitzschnelle Fortbewegung, hochgradige Wachsamkeit und Scharfsinnigkeit – Hervorragende
Sinnesorgane, wissen genau, was um sie herum passiert – Häuten – stetige Erneuerung &
Weiterentwicklung, Anpassung – Beißen (sich fest am Thema) – Sind geduldig (Ausdauer) – „international“ – auf fast allen Teilen der Erde zuhause. Sie versuchen sich an dem Virus zu laben.
Beim Versuch, die Bildsprache zu verallgemeinern, tritt das Antlitz in die Rolle alias christliche Metapher
für Jesus? Schlange als Versuchung? Virus als Oblate? Leib Christi?
Beide Positionen sind typisch für dichotomisches Denken. Auf der einen Seite eine scheinbare Allmacht
durch Intellekt, durch logische Konsequenz, knallharte Ehrlichkeit und Fehleranalyse – extreme
Fokussierung auf ein Spezialgebiet – Einfachheit in der Kommunikation – Exzellente Organisation &
Management – zukunftsweisende Ideen & Konzepte – maximaler Einsatz von Kapital – Perfektionismus bei
extremer Schnelligkeit und Flexibilität – brillante Kontaktstärke und Vernetzung – strategisches,
ergebnisorientiertes Denken.
ZEN-Meditation zur Entspannung des Geistes – „Stay hungry, stay foolish.“ „Think different“.
Die andere Vision ist die Rettung durch Barmherzigkeit. Das schicksalhafte Werden des Menschen seit
seiner Vertreibung aus dem Paradies durch die List der Schlange. Diese Erblast der Menschen, kann mit
Geduld und Demut in göttlicher Verheißung zur Erlösung geführt werden. Die monotheistischen
Religionen verkündigen diese Art der Erlösung. Diese absoluten Denkmuster führen zu einer kognitiven
Verzerrung. Dinge und Handlungen werden in zwei extreme Stufen bzw. Kategorien unterteilt und ignoriert
wird, dass sich dazwischen noch eine Skala von Graustufen befindet.
Der Mensch wendet meist dichotomes Denken an, um gedankliche Abwägungen zu verdichten und zu
kontrastieren, so dass wenig Zweifel an der Handlung aufkommt und diese daher konsequent durchgeführt
werden kann. Ebenfalls wird es angewandt, um trotz mehrschichtigen und komplexen Konflikten zu einer
relativ klaren Entscheidungsfindung zu kommen und die Komplexität bei der Entscheidungsfindung zu
reduzieren und kognitive Prozesse und Zeit dadurch einzusparen.
Das Gemälde greift hintergründig diese Extreme auf. Ist die schemenhafte Ikone eines Steve nicht gleich zu
setzten mit Ikonenbildern aus der christlichen Lehre? Sind die findigen Schlangen nicht Locksymbole für
das Streben nach dem Höchsten? Laben sie sich nicht an der Hostie des Corona-Symbols?
Der griechische Gott der Heilkunst namens Asklepios wurde als Gott der Heilkunst verehrt, wodurch
seinem Stab der Status eines Zepters oder eines Herrschaftssymbols zukommt. Dieses Detail vermisst man
im Bild. Auch dem Äskulapstab selbst werden magische Kräfte zugesprochen, indem er unter anderem die
Verbindung zwischen Himmel und Erde symbolisiert.
Die Schlange ist zweifelsohne das stärkere Symbol, sie steht sinnbildlich für die Tugenden des Arztes und
die Vorzüge der Medizin: für die Verjüngung durch Häutung, für Milde – es waren zahme Schlangen, die
Vorbild waren und auch im Tempel verehrt wurden -, für Scharfsichtigkeit, Wachsamkeit und für Heilkraft,
denn aus Schlangenfleisch wurden Pharmaka hergestellt. Hatte der Äskulapstab ursprünglich zwei Schlangen für die zwei Aspekte des Heilwissens, so hat er heute nur noch eine Schlange, ein Zeichen für
die Einseitigkeit der modernen Schulmedizin.
Yoga und Meditation neben Zen können die Schulmedizin sinnvoll ergänzen – und so wieder den
Äskulapstab mit der zweiten Schlange bereichern. Diese Ungewissheiten treten in der bildlichen
Darstellung deutlich hervor.
Somit verbergen sich im Exponat unterschiedlichste Interpretationsansätze, die eine tiefe
Auseinandersetzung zum Thema offenbaren. Das tiefsinnige Kunstwerk hat seinen Platz in der Galerie
RosaLi in Traben-Trarbach.
Bericht online lesen: http://www.en-a.de/kunst_kultur_und_musik/kunst_in_zeiten_der_pandemie-82743/
Redaktion und Verantwortlichkeit:
V.i.S.d.P. und gem. § 6 MDStV: Karl J. Pfaff